Der Ahwazischer Verein für Menschenrechte e.V. (A.O.H.R) hat aufgedeckt, dass die iranischen Behörden eine systematische und weitreichende Politik verfolgen, die darauf abzielt, die Umwelt in der arabischen Region Ahwaz zu zerstören. Diese Politik sei nicht lediglich eine Reihe zufälliger Umweltmaßnahmen, sondern Teil eines umfassenderen Projekts, das darauf abzielt, Druck auf die einheimische Bevölkerung auszuüben und sie durch die Zerstörung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lebensgrundlagen zur Vertreibung zu zwingen.
Laut dem Bericht zeigt sich diese Politik in mehreren Praktiken, darunter:
Bau riesiger Staudämme:
Der Iran hat Dutzende von Staudämmen an den Flüssen von Ahwaz errichtet, was zu einem drastischen Rückgang der ober- und unterirdischen Wasserreserven in der Region geführt hat.
Umleitung und Austrocknung von Flüssen:
Die Umleitung des Karun-Flusses und seiner Nebenflüsse in persische Provinzen führte zu verstärkter Wüstenbildung und einem Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion. Zudem wurden Sümpfe wie der „Hoor al-Azim“ trockengelegt, was Umweltkatastrophen verursachte und zur Vertreibung Tausender ahwazischer Familien führte.
Verschmutzung durch die Öl- und Petrochemieindustrie:
Die Öl- und Gasförderung ohne Beachtung ökologischer Sicherheitsstandards führte zu großflächiger Boden-, Wasser- und Luftverschmutzung. Das Abfackeln von Begleitgas (Gas Flaring) erhöhte die Krebs- und Atemwegserkrankungen, sodass Ahwaz die höchste Krebsrate im Iran aufweist.
Sand- und Staubstürme:
Durch die Austrocknung von Feuchtgebieten und die Zerstörung der Vegetationsdecke ersticken Sandstürme das tägliche Leben und vernichten die Landwirtschaft.
Politik der „verbrannten Erde“ in der Landwirtschaft:
Die Anbauflächen für Weizen, Reis und Datteln wurden reduziert. Zudem hat die Revolutionsgarde landwirtschaftliche Flächen der Ahwazis gewaltsam beschlagnahmt und weite Gebiete in Siedlungen im Rahmen eines demografischen Veränderungsplans umgewandelt.
Austrocknung und Brandstiftung von Sümpfen:
Wie im Fall des Hoor al-Huweizeh und Hoor al-Fallahiyah, wo riesige Brände entstanden, deren Rauch bis zu 150 km weit reichte. Dies führte zu vermehrten Erstickungsfällen und Verkehrsunfällen.
Der Bericht fügte hinzu, dass sich diese Politik direkt auf das Leben der arabischen Ahwazis auswirkte: Sie verloren ihre traditionellen Lebensgrundlagen wie Landwirtschaft, Fischerei und Viehzucht. Gefährliche Krankheiten breiteten sich aus, was zu indirekter Zwangsvertreibung und steigender Sterblichkeit führte.
Die dokumentierten Praktiken stellen einen eklatanten Verstoß gegen mehrere internationale Abkommen dar, darunter:
Genfer Konventionen (1949) und Zusatzprotokolle: verbieten „Kollektivstrafen“ und „Angriffe auf die Lebensgrundlagen von Zivilisten“ – was auf die Politik der verbrannten Erde sowie die Austrocknung von Flüssen und Sümpfen zutrifft.
Übereinkommen zur Verhütung des Völkermordes (1948): betrachtet die systematische Zerstörung von Umwelt und Ressourcen mit dem Ziel der Vertreibung einer Bevölkerungsgruppe als eine Form des „langsamen Völkermords“.
Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (1966): garantiert das Recht auf Wasser, Nahrung und eine gesunde Umwelt – Rechte, die im Fall von Ahwaz eindeutig verletzt werden.
UN-Übereinkommen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (1994): verbietet Maßnahmen, die absichtlich zur Desertifikation und zum Verlust landwirtschaftlicher Flächen führen.
Ramsar-Konvention (1971) zum Schutz von Feuchtgebieten: die vom Iran ratifiziert wurde und ihn zur Erhaltung verpflichtet – stattdessen trocknen die Behörden die Sümpfe aus und brennen sie nieder.
Römisches Statut des Internationalen Strafgerichtshofs (1998): definiert „die Verursachung großflächiger, langanhaltender und schwerer Zerstörung der natürlichen Umwelt“ als Kriegsverbrechen, insbesondere wenn sie Teil einer Politik ist, die gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe gerichtet ist.
Die Organisation(A.O.H.R) betonte, dass das Geschehen in Ahwaz eine doppelte Verletzung darstellt – es richtet sich sowohl gegen den Menschen als auch gegen die Umwelt. Es offenbart eine systematische Politik, die auf eine demografische, wirtschaftliche und kulturelle Veränderung auf Kosten der indigenen Bevölkerung abzielt.
Ahwazischer Verein für Menschenrechte e.V.